Teleflex for Active Living: Leute hautnah – Joséphine

Die Verbesserung der Lebensqualität und die Gesundheit der Menschen sind die entscheidenden Themen unserer Teleflex Urology Care Geschäftssparte. Bereits seit vielen Jahren gibt es von Teleflex Urology Care die Initiative „Teleflex for active living“. Damit unterstützen wir Veranstaltungen und Sponsoring-Aktivitäten, bei denen wir mit Anwendern unserer Produkte in Kontakt kommen. Mit der neuen Reihe “Teleflex for active living: Leute hautnah” möchten wir Ihnen einige beeindruckende Persönlichkeiten aus verschiedenen Ländern vorstellen. Heute sprechen wir mit Joséphine aus Frankreich.

Teleflex for Active Living: Leute hautnah – Joséphine

Joséphine, 26, hat vor kurzem ihr Studium der Neuropsychologie abgeschlossen. Die ehemalige Spitzensportlerin, die auch der französischen Nationalmannschaft angehörte, war bis zu ihrem schrecklichen Unfall beim Training im Exzellenzzentrum Pôle France vor vier Jahren Inline-Speedskaterin. Der fatale Sturz hatte schwerwiegende körperliche Folgen, darunter eine Verletzung des Halswirbels C7, durch die Joséphine komplett gelähmt ist.

Wie gestaltet sich dein Alltag, sowohl beruflich als auch privat? Welche Berührungspunkte hast du zum Thema intermittierende Katheterisierung?
Mein Rollerblading-Unfall hatte natürlich tiefgreifende Folgen für mein Leben, allerdings weniger für meine sportliche Karriere, da ich zu jenem Zeitpunkt Psychologie studierte. Ich konnte also mein Studium fortsetzen und meinen Abschluss machen. Ich hatte das Glück, dass mein Studienfach mit meinem Gesundheitszustand kompatibel war und ich daher „normal“ weitermachen konnte. Dem wäre nicht so gewesen, wenn der Unfall ein paar Jahre früher passiert wäre. Bevor ich mein Psychologiestudium an der Uni begann, belegte ich den Studiengang STAPS (eine Kombination aus Sport, Lehramt und Trainerberuf) und zum Glück schloss ich zuerst mein Bachelor-Studium ab und entschied mich dann für einen anderen Weg. Wenn ich bei STAPS geblieben wäre, wäre alles viel schwieriger gewesen und ich hätte meine beruflichen Pläne von Grund auf überdenken müssen.

Ich kenne das Berufsleben nur als behinderte Person, daher habe ich in dieser Hinsicht keine einschneidenden Änderungen durchgemacht. Aber natürlich stoße ich in meinem beruflichen und persönlichen Alltag auf Schwierigkeiten, denen Personen ohne Behinderung nicht ausgesetzt sind, z. B. was die Zugänglichkeit und die Bewältigung des täglichen Lebens angeht.

Mein Leben als Studentin hatte sich allerdings geändert, es war kein „normales“ Studentenleben. Es war anders, weil ich meine zweijährige Rehabilitation und mein Studium gleichzeitig machte. Ich musste mich daher auf ein Fernstudium in meinem Rehabilitationszentrum einrichten. Ich hatte jedoch das Glück, dass dies während der Corona-Pandemie war. Meine Lehrveranstaltungen waren bereits zum Großteil auf Distanzlernen umgestellt. Das machte es für mich leichter und letztendlich war ich in der gleichen Situation wie die anderen Student:innen. Das war gut für mich, denn so hatte ich nicht das Gefühl, mit den anderen nicht Schritt halten zu können.

Mein Privatleben änderte sich natürlich sehr. Meine Familie lebt in den französischen Alpen und ich wohnte allein in Nantes. Nach meinem Unfall hatte ich daher keine Betreuungsperson, die sich täglich um mich kümmert. Mein größtes Problem war, eine geeignete Wohnung zu finden, um unabhängig – ohne die tägliche Hilfe eines Familienmitglieds – leben zu können. Nach meiner Entlassung aus dem Rehabilitationszentrum fand ich zum Glück über das Studentenwerk CROUS (Centre régional des œuvres universitaires et scolaires) schnell eine Wohnung in einem Studentenheim.

Nach meinem Abschluss hatte ich jedoch keinen Anspruch mehr auf die Studentenwohnung. Ich musste mich daher nach einer anderen Wohnung im Privatsektor umsehen. Nach sechs Monaten Suche fand ich endlich eine Wohnung, die meinen speziellen Bedürfnissen und Anforderungen entsprach.

Was sich ebenfalls radikal veränderte, waren meine sportlichen Aktivitäten. Ich war Spitzensportlerin in der französischen Rollerblading-Mannschaft. Rollerblading war meine große Leidenschaft. Durch den Unfall hat sich mein Verhältnis zum Sport komplett verändert. Der Leistungssport interessiert mich nicht mehr. Ich treibe jetzt nur noch zweimal pro Woche Sport. Früher trainierte ich täglich. Um sich so anzustrengen und auf einem hohen Niveau zu konkurrieren, muss man wirklich mit großer Leidenschaft dabei sein… und es war nicht der Sport an sich, der mich so begeistert hatte, sondern das Rollerblading. Bedingt durch meinen körperlichen Zustand verabschiedete ich mich davon. Heute treibe ich in erster Linie Sport, um meine Muskelkraft und meine körperliche Leistungsfähigkeit zu erhalten, was in meinem Zustand wesentlich ist. Vor allem aber ermöglicht mir der Sport ein Sozialleben. Sport gibt mir die Möglichkeit, mich mit einer Gruppe von Freunden zu treffen, er bringt mich raus und es ist toll, sich auszutauschen, zu lachen und einfach andere Menschen zu sehen.

Welche Rolle die Selbstkatheterisierung in meinem Leben spielt? Ich katheterisiere mich fünf bis sechs Mal am Tag, im Durchschnitt alle drei bis vier Stunden. Ich empfinde es nicht als Belastung oder Einschränkung. Ich weiß, dass ich damit leben muss und habe mich damit abgefunden. Aber natürlich ist es stressig.

Zum Glück spüre ich meine Blase zu einem gewissen Grad, das ist wahrscheinlich eine Hilfe. Ich kann mich also selbst katheterisieren, wenn es nötig ist. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass ich mich direkt in meinem Rollstuhl katheterisieren kann, ohne Transfer – eine Stressquelle weniger. Vor allem an unvertrauten Orten ist es enorm stressig, nicht zu wissen, wo ich mich katheterisieren kann und ob es eine zugängliche Toilette gibt.

Die Katheterisierung ist ein wichtiger Teil meines Lebens. Sie ist fester Bestandteil meines Alltags und ich katheterisiere mich auch nachts, wie ich es im Rehabilitationszentrum gelernt habe, als ich die Selbstkatheterisierung übte. Ich musste mich sechs oder sieben Mal am Tag katheterisieren, davon mindestens einmal in der Nacht.

Als ich das Rehabilitationszentrum verließ, probierte ich es der Einfachheit halber eine Zeit lang ohne nächtliche Katheterisierung. Nach einer schweren Harnwegsinfektion mit einhergehender Nierenbeckenentzündung war mir jedoch klar, dass die nächtliche Katheterisierung absolut notwendig ist, um so etwas zu vermeiden. Ich wache oft ein- oder zweimal pro Nacht auf. Das ist natürlich unbequem, weil es ein gewisses Maß an Logistik und Organisation erfordert, aber man gewöhnt sich daran. Ich wache mittlerweile von selbst auf, da ich auf diesen Rhythmus eingestellt bin. Wie ich bereits erwähnt habe, brauche ich keinen Transfer für die Katheterisierung, d. h. ich kann mich direkt im Bett mit einem Katheter katheterisieren, der an einen Urinbeutel angeschlossen ist – das macht die nächtliche Katheterisierung ebenfalls einfacher.

Erzähle uns ein bisschen mehr über dich: Was möchtest du unseren Leser:innen heute mitteilen? Welche Geschichte hast du hinter dir und was macht sie besonders? Welche außergewöhnlichen Momente hast du erlebt?
Ich habe keine besondere Geschichte zu erzählen. Was mir wichtig ist und was ich allen vermitteln möchte, die sich mit meiner Geschichte identifizieren können, ist der positive Aspekt dieses Unfalls und meiner Behinderung. Nach all dem, was ich durchgemacht habe, bin ich mir meiner selbst viel bewusster – ich kenne mich selbst, meine Werte und meine Stärken viel besser.

Das Besondere an meiner Geschichte ist vielleicht, dass sie für meine berufliche Orientierung in gewisser Weise nützlich war. Ich wollte eigentlich klinische Psychologin werden, aber dann kam ich nach meinem Unfall ins Krankenhaus und alles änderte sich. Im Rahmen meines Bachelor-Abschlusses musste ich ein Praktikum absolvieren, als ich noch im Krankenhaus war. Da ich das Krankenhaus nicht verlassen konnte, beschloss ich, mein Praktikum dort zu machen, um keine Zeit beim Studium zu verlieren. Ich habe es bei einem Neuropsychologen absolviert, der Patienten mit Hirntraumata betreut. Durch mein Praktikum lernte ich ein Fachgebiet kennen, an das ich zuvor nie gedacht hatte und von dem ich letztendlich begeistert war. Und so spezialisierte ich mich auf die Neuropsychologie. Ohne diese Erfahrung hätte ich diesen beruflichen Weg niemals eingeschlagen.

Natürlich nutze ich meine Situation und Erfahrung, um die Patient:innen bestmöglich zu unterstützen. Ich denke, dass es für Patient:innen, die sich in der gleichen Situation wie ich befinden, einfacher ist, sich mit mir zu identifizieren und so ein vertrauensvolles Verhältnis aufzubauen. Jedenfalls hoffe ich, dass mir meine persönliche Erfahrung mit Behinderung bei meiner täglichen Arbeit hilft. Ich habe dieses schwerwiegende und einschränkende Ereignis sozusagen als Chance für meine berufliche Weiterentwicklung genutzt.

Was ist deine größte Herausforderung im Alltag und was ist deiner Meinung nach deine größte Chance? Was motiviert dich und wie inspirierst du andere?
Meine größte Chance ist die berufliche Möglichkeit, die mir diese einschneidende Veränderung in meinem Leben eröffnet hat. Ich bin gerade dabei, mich selbständig zu machen. Ich möchte mich der Rehabilitation von Personen mit Hirntraumata widmen, aber ich würde auch gern mit Spitzensportler:innen arbeiten. Was mich beim Sport am meisten interessiert, ist die individuelle psychische Unterstützung, die mentale Vorbereitung, die Leistungsunterstützung und Nachbetreuung von Personen, die eine Gehirnerschütterung erlitten haben. Meine Tätigkeit wird in diesen beiden Bereichen angesiedelt sein, die mir durch meine persönliche Erfahrung vertraut sind… einerseits als ehemalige Spitzensportlerin und andererseits als Person mit einem Hirntrauma.

Mir wurde oft gesagt, ich sei ein inspirierender Mensch. Vielleicht liegt es daran, dass ich früher Spitzensportlerin war und ich das Trauma meiner Behinderung dadurch schneller überwinden konnte. Ich bin sicher, dass mir das sehr dabei hilft, mit meinem Alltag umzugehen und diese Situation zu akzeptieren.

Natürlich spielt auch der individuelle Charakter eine große Rolle und solange man so etwas nicht selbst durchgemacht hat, ist es schwer zu sagen, wie gut man damit umgehen kann. Mein größtes Ziel war, wieder selbstständig zu werden. Es war unvorstellbar für mich, nicht so schnell wie möglich wieder unabhängig zu sein. Ich brauchte dieses Gefühl der Freiheit, ich wollte nicht von anderen, von einer Betreuungsperson in meinem Alltag abhängig sein und das Gefühl haben, dass ich ständig auf die Hilfe anderer angewiesen bin. Das war kurz nach dem Unfall und ist auch jetzt noch meine größte Herausforderung: möglichst unabhängig zu sein. Und bei aller Bescheidenheit: Für eine vollständig gelähmte Person ist mein Grad der Unabhängigkeit wirklich bemerkenswert und sicherlich ein gutes Beispiel und eine Motivation für andere. Mir wird oft gesagt „du bist wirklich beeindruckend, für eine komplett gelähmte Person meistert du das alles hervorragend“.

Und genau darum geht es doch… andere zu inspirieren!

Worauf bist du aus heutiger Sicht am meisten stolz? Und warum?
Ganz klar mein Studienabschluss. Das mag jetzt keine große Sache sein, aber ich bin sehr stolz darauf, weil es wirklich schwierig war, meinem Abschluss zu machen. Ein Master in Psychologie ist nicht einfach, und noch dazu während meiner Rehabilitation und Gewöhnungsphase an dieses neue Leben. Es war eine ziemliche Herausforderung. Es war nicht einfach, aber ich ließ mir selbst keine andere Wahl. Letztendlich bin ich stolz darauf, dass ich mein Ziel trotz der vielen Hindernisse, die mir das Leben in den Weg gelegt hat, erreicht habe.

Wir sind alle anders, aber ich persönlich hatte das Gefühl, dass ich es nicht schaffen würde, wenn ich nicht dranbleiben würde und mir eine Pause während meiner Reha erlauben würde. Ich musste mit meiner Behinderung klarkommen, ohne mein Leben aufzugeben.

Ich sagte mir, du machst etwas Schreckliches durch, das dein ganzes Leben verändert, und wenn du jetzt das Studium unterbrichst, was wird dann aus dir und deiner Zukunft? Zu wissen, dass ich trotz allem eine Zukunft hatte, dass meine beruflichen Pläne noch existierten, war eine Beruhigung. Es motivierte mich und ich wollte mit allem fertig werden.

Hast du Tipps für die intermittierende Katheterisierung im Alltag, in der Arbeit, auf Reisen und in der Freizeit?
Mein erster Ratschlag lautet Geduld. Und zwar einfach deshalb, weil man als Person, die intermittierende Katheterisierung praktiziert und dazu noch vollständig gelähmt ist, für alles mehr Zeit braucht. Man muss das eigene Zeitgefühl ändern und sich entsprechend darauf einstellen, um bei der Katheterisierung nicht in Paniksituationen zu geraten.

Der zweite Ratschlag lautet Selbstdisziplin. Was wichtig ist, muss ohne Wenn und Aber getan werden, vor allem im Zusammenhang mit der Katheterisierung. Wenn du zum Beispiel aus irgendeinem Grund deine Katheterisierung vergisst, dann musst du dir einen Wecker stellen.

Schließlich gibt es viele scheinbar banale Situationen, die jedoch Panik verursachen können, wenn man auf intermittierende Katheterisierung angewiesen und zudem komplett gelähmt ist. Jedes Mal, wenn man das Haus verlässt, gehen einem eine Menge Fragen durch den Kopf: Werde ich einen Parkplatz finden? Komme ich durch den Eingang, gibt es einen Lift? Sind die Toiletten zugänglich und für die Katheterisierung geeignet?

Um Panik zu vermeiden, muss man seine Wege gut vorbereiten und sich möglichst gut im Voraus informieren, wenn einem der Zielort nicht vertraut ist und man sich höchstwahrscheinlich katheterisieren muss. Dies ist leider immer eine Stresssituation für Personen, die sich selbst katheterisieren müssen, ob erfahren oder nicht. Vorausplanen ist der Schlüssel für einen entspannten, panikfreien Tag.

Vorausplanen ist auch zur Bewältigung des Alltags entscheidend und man muss sich ständig damit beschäftigen: Wie viel Zeit habe ich, bevor ich gehen muss? Soll ich mich besser noch vorher katheterisieren? So kann man verhindern, dass man in Situationen gerät, in denen eine Selbstkatheterisierung nicht möglich ist und man in Panik verfällt.

Urlaube und Reisen sind am kompliziertesten. Man muss sich viermal so gut vorbereiten wie normale Menschen. Man muss an alles denken, sonst ist es eine Katastrophe… vor allem, wenn es ans andere Ende der Welt geht. Spontan verreisen ist schwierig als komplett gelähmte Person. Mein Tipp ist daher der gleiche wie für den Alltag, und zwar Vorausplanen – aber zum Quadrat: perfekte Organisation, möglichst viele Informationen einholen und für alle möglichen Stresssituationen gerüstet sein.

Möchtest du unseren Leser:innen zum Abschluss noch etwas mit auf den Weg geben?
Ganz einfach folgendes: Das Leben mit einer Behinderung jeglicher Art ist unweigerlich komplizierter. Wenn man jedoch fest entschlossen ist, sich mit den nötigen Mitteln rüstet und anpassungsfähig ist, dann kann man damit leben.

Wenn man einmal verstanden hat, worauf es ankommt und welche Verantwortlichkeiten mit der Behinderung einhergehen (Routine, Vorbereitung, Selbstdisziplin, Motivation usw.) und wenn man die richtigen Vorkehrungen getroffen hat, dann funktioniert alles wie am Schnürchen. Das Schwierigste ist, seine Gewohnheiten auf den neuen Gesundheitszustand umzustellen. Wenn man das geschafft hat, geht das Leben weiter. Ich möchte meine Situation nicht idealisieren, denn natürlich ist es für mich immer noch komplizierter als für Menschen ohne Behinderung, aber man kann trotz allem gut leben.

Joséphine, vielen Dank für diese interessanten Einblicke! Wir wünschen dir alles Gute für deine Zukunft.

Bildquelle: privat

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