Teleflex for active living: Leute hautnah – Christoph

Die Verbesserung der Lebensqualität und die Gesundheit der Menschen sind die entscheidenden Themen unserer Teleflex Urology Care Geschäftssparte. Bereits seit vielen Jahren gibt es von Teleflex Urology Care die Initiative „Teleflex for active living“. Damit unterstützen wir Veranstaltungen und Sponsoring-Aktivitäten, bei denen wir mit Anwendern unserer Produkte in Kontakt kommen. Mit der neuen Reihe “Teleflex for active living: Leute hautnah” möchten wir Ihnen einige beeindruckende Persönlichkeiten aus verschiedenen Ländern vorstellen. Heute sprechen wir mit Christoph aus Deutschland.

Teleflex for active living: Leute hautnah - Christoph

Der heute 54-jährige Christoph wurde 1989 durch einen Autounfall selbst zum Rollstuhlfahrer. Seit 1998 spielt er erfolgreich Rollstuhl-Rugby. Er wurde gleich mehrfach Deutscher Meister und nahm ebenfalls an Europa- und Weltmeisterschaften sowie Paralympischen Spielen teil. Im Jahr 2014 wechselte er auf die Trainerbank und ist seitdem Cheftrainer der deutschen Rollstuhl-Rugby Nationalmannschaft.

Als aktiver Sportler und jetziger Trainer weiß er besonders gut, wie wichtig es ist, aktiv am Leben teilhaben zu können. Seine persönlichen Erfahrungen fließen in seine tägliche Arbeit mit ein.

Wie sieht Ihr tägliches Leben aus, sowohl beruflich als auch privat? Welche Berührungspunkte haben Sie zum Thema intermittierende Katheterisierung?

Mein Tagesablauf ist ganz individuell. Da ich selbst durch einen Autounfall 1989 querschnittsgelähmt bin und dadurch auch eine Blasen- und Mastdarmlähmung habe, ist das Erste und das Letzte an jedem Tag das intermittierende Katheterisieren. Wobei ich 5–6-mal am Tag katheterisieren muss. In der Regel stehe ich in der Woche um 7 Uhr auf; entweder steht ein Toilettengang an, oder ich mache Stehtraining und schau mir die Nachrichten an. Zwischen 8.00 und 8.30 Uhr gibt es dann einen Smoothie zum Frühstück. Ab 9 Uhr beginnt die Arbeit. Diese gestaltet sich immer unterschiedlich: Büroarbeiten, Organisation (für die Nationalmannschaft), Kundenbesuche und Videoanalysen. Meistens ist gegen 18 Uhr Feierabend, aber durch individuelle Beratungstermine kann es auch mal später werden. Da bei mir Arbeit und Hobbys (Rollstuhlrugby und Handbiken) sehr eng verbunden sind, schau ich eigentlich selten auf die Uhr. Bei Tagen, an denen ich zu Hause bin, mache ich gerne mittags auch mal eine halbe Stunde Power-Napping. Wenn Zeit ist, mache ich am frühen Abend noch ein wenig Krafttraining. Allerdings spätestens um 20.00 Uhr liege ich auf dem Sofa und schaue im Fernsehen Serien.

Die Wochenenden sind unterschiedlich. Wenn wir Leistungslehrgänge oder Turniere mit der Nationalmannschaft haben, ist von morgens 7 Uhr bis meistens 21 Uhr nur die Arbeit mit der Mannschaft im Vordergrund, natürlich sind auch hier zwischendurch immer mal Pausen. An freien Wochenenden genieße ich die Ruhe zu Hause und das Ausschlafen… Wenn schönes Wetter ist, gibt es natürlich auch eine Bike-Tour durch den Westerwald.

Jetzt wollen wir es noch ein bisschen genauer wissen: Was ist Ihre persönliche Geschichte, die wir heut mit unseren Lesern teilen? Gern würden wir etwas über Ihren persönlichen Weg erfahren, den Sie gegangen sind und was diesen besonders macht. Welche außergewöhnlichen Momente gab es, über die Sie uns berichten möchten?

Zu dieser Frage könnte ich, glaube ich, ein Buch schreiben, aber dazu bin ich zu schreibfaul (lacht). Mit 20 Jahren hatte ich einen Autounfall, an dem ich selbst Schuld hatte – jugendlicher Leichtsinn. Allerdings hat sich mein Leben dadurch komplett verändert, aber das geht wohl jedem Querschnittsgelähmten so. Bis 1997 war mein Leben als Rollstuhlfahrer eher langweilig! Montag bis Freitag arbeiten im Betrieb meines Vaters, Wochenenden vielleicht mal auf den Fußballplatz. Doch dann habe ich mir im März 1997 das Bein gebrochen und kam stationär in die Werner-Wicker-Klinik. Dort wurde ich relativ schnell von Rollstuhlrugbyspielern angesprochen, ob ich es nicht mal probieren wollte… Als dann im Sommer alles verheilt war, bin ich nach Bad Wildungen ins Training, das war der Tag, an dem sich mein Leben ein zweites Mal verändern sollte. Ich habe mich sofort in den Sport verliebt! Ich war auf einmal „schnell“ mit dem Stuhl, ich war „wendig“ – einfach geil. Ab da bin ich jede Woche die 100 km nach Bad Wildungen zum Training gefahren. 2002 habe ich es dann in die Nationalmannschaft geschafft, wo ich bis September 2008 gespielt habe. Insgesamt wurde ich viermal Deutscher Meister, einmal mit Bad Wildungen und dreimal mit Koblenz. Mit der Nationalmannschaft wurde ich zweimal Vize-Europameister und habe zweimal an Weltmeisterschaften und Paralympics teilgenommen.

Danach wurde ich 2009 Teammanager der polnischen Nationalmannschaft, die ich dann von 2010-2014 trainiert habe, bevor ich dann im Oktober 2014 deutscher Nationaltrainer wurde und immer noch bin… Wenn man anfängt, lernt man neue Leute kennen, dann das erste Turnier, man lernt neue Leute kennen und so weiter. Der Kreis von Freunden und Bekannten wird immer größer und überall lernt man dazu, egal ob zu Hause, im Training oder bei den vielen Reisen durch die ganze Welt.

Außergewöhnlich dabei waren auf jeden Fall die zwei Paralympics. Ich bekomme heute noch Gänsehaut, wenn ich an die Eröffnungsfeiern denke. Dazu meine erste Weltmeisterschaft als Trainer, bei der wir mit Polen überraschend den 8. Platz erzielen konnten. Aber auch Rückschläge wie die Europameisterschaft 2013, als wir mit Polen als Medaillenaspirant angereist waren und am Ende nur 9. wurden, oder die verpasste Weltmeisterschaftsqualifikation 2018 mit Deutschland.

Was ist die größte Herausforderung in Ihrem täglichen Leben und was sehen Sie als größte Chance? Wie motivieren Sie sich selbst und inwiefern inspirieren Sie auch andere?

Die größte Herausforderung in meinem täglichen Leben ist mein „Darm“! Ein Thema, über das jeder ungerne spricht, was aber zu fast jeder Querschnittslähmung dazu gehört. Über 25 Jahre hatte ich im täglichen Leben meinen Darm im Griff und ich selbst habe mein Leben bestimmt. Seit 2015 kommt es leider immer wieder vor, dass ich mir von meinem Darm mein Leben bestimmen lassen muss, was einen vorsichtiger an die Lebensplanung bzw. an die Reiseplanungen herangehen lässt! Und ich liebe das Reisen, habe da noch viele Ziele im Kopf.

Motivieren tue ich mich am täglichen Leben, wie schön es einfach ist mit seinen Höhen und auch Tiefen, aber auch daran, dass man beruflich erfolgreich ist. Und mit der Nationalmannschaft ist es einfach nur toll, zu sehen, wie sich die jungen Spielerinnen und Spieler weiterentwickeln und auch die etwas Älteren noch voll motiviert an den Zielen arbeiten und sich trotz aller negativen Dinge (Training nach Feierabend, wenig Freizeit, kein Verdienst, wenig Nachwuchs und wenig Spielbetrieb durch Corona) fast täglich zum Trainieren aufraffen und wie die Truppe mich aufmuntert, auch wenn ein Turnier oder Spiel mal nicht so gelaufen ist, wie gewünscht…

Lassen Sie uns zurückschauen: Auf was sind Sie am meisten stolz, getan/erreicht zu haben? Und warum?

Beruflich bin ich am meisten stolz darauf, dass ich mich 2006 selbstständig gemacht habe und eine kleine erfolgreiche Firma aufgebaut habe. Auch darauf, dass ich mit großen – ja sogar Weltunternehmen – zusammenarbeite und dort als guter Kunde respektiert werde. Sportlich ist es schwieriger. Natürlich auf die eigenen sportlichen Erfolge, die man nie vergisst, aber auch als Trainer so viel erreicht zu haben und dabei immer wieder Sportler und Sportlerinnen zu motivieren, den Weg des Rollstuhlsports zu gehen, auch wenn es mal ein anderer Sport ist.

Sie verwenden intermittierende Einmalkatheter, um Ihre Blase zu entleeren. Welches Produkt verwenden Sie und warum?

Selbst verwende ich einen berührungsfreien hydrophilen Einmalkatheter im Komplettsystem. Diesen verwende ich sehr gerne, da ich durch das „berührungsfreie“ Anfassen nicht in direkten Kontakt mit dem Katheter komme und so nur selten Blaseninfekte habe. Hinzu kommt noch die sehr gute Gleitfähigkeit des Katheters und durch den integrierten Auffangbeutel ist kein lästiges Adaptieren von Sekretbeuteln notwendig, was sich als Tetraplegiker äußerst schwierig gestaltet.

Was sind Ihre Wünsche für die Zukunft? Sowohl allgemein als auch in Bezug auf das Thema der intermittierenden Katheterisierung?

Was sind meine Wünsche? Dass ich so lange als möglich „möglichst“ selbstständig bleibe, fit und gesund, um noch lange meine Arbeit und vor allem Reisen durch die Welt machen kann. Natürlich ein medizinisches Wunder zur Darmentleerung bei Querschnittsgelähmten und auf den fast perfekten Einmalkatheter mit deutlich weniger Müll.

Haben Sie Tipps für Alltag, Beruf, Reise und Freizeit in Bezug auf die intermittierende Katheterisierung?

Ich glaube, die Tipps muss man sich selbst erarbeiten! Wichtig ist, dass man sich nicht sein Leben dadurch bestimmen lässt. Es gibt immer und überall Ecken und Stellen, an denen man sich ungestört katheterisieren kann. Man muss sich nicht bei der Routenplanung oder Urlaubsplanung von „rollstuhlgerechten“ Toiletten leiten lassen. Denn dann muss man auf viele schöne Orte verzichten. Ganz wichtig natürlich, immer für ein paar Tage mehr Katheter einpacken! Alles andere kann man irgendwo kaufen.

Ihre persönlichen abschließenden Worte an unsere Leser?

Wichtig ist, dass sich niemand durch seine Behinderung oder Probleme das Leben bestimmen lässt. Hier hat die Medizin und auch die Industrie uns in den letzten Jahren viel geholfen, sei es bei der Weiterentwicklung der Einmalkatheter oder auch Rollstühle oder sonstigen Hilfsmitteln. Als Rollstuhlfahrer hat man Probleme wie jeder andere auch, hier gilt es, an Lösungen zu arbeiten und sich nicht unterkriegen zu lassen… Das Leben ist zu schön zum Jammern, auch wenn es manchmal sein muss.

Christoph, vielen Dank für diese interessanten Einblicke und alles Gute für die Zukunft!

Bildquelle: privat